Bei technischen Textilien hat Deutschland weltweit die Nase vorn. Die innovative Branche boomt und Nachwuchskräfte werden gesucht.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Textil- und Bekleidungsindustrie stark gewandelt. Die Branche steht heute für anspruchsvolle Produkte und innovative Prozesse, insbesondere im Bereich der technischen Textilien entwickelt sich die Textilindustrie rasant weiter und Fachkräfte werden gesucht. Zudem ist die deutsche Textil- und Modeindustrie eine der leistungsfähigsten Wirtschaftszweige mit ca. 32 Milliarden Euro Umsatz im Jahr und mit 1.400 Unternehmen mit rund 135.000 Beschäftigten in Deutschland.
Die Branche ist vielfältig und produziert in den Sparten Mode und Bekleidungstextilien, Heim- und Haustextilien, Technische Textilien sowie Schuhe und Lederwaren. Wer sich für Stoffe und mehr interessiert, kann aus einem umfassenden Angebot an Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten wählen. Die bundesweite Nachwuchskampagne „Go Textile!“ öffnet allen Interessierten ein Fenster in die textile Welt und stellt die ganze Vielfalt eines modernen Werkstoffes vor, ohne den das tägliche Leben nicht mehr vorstellbar ist. Ziel ist es, junge Menschen für textile Berufe und Ausbildungsgänge zu gewinnen. Auf der Internetplattform www.go-textile.de präsentieren sich mehr als 150 ausbildende Unternehmen und die relevanten Aus- und Fortbildungsstätten. Die gewerblichen Ausbildungsberufe werden vorgestellt und mit umfassenden Informationen wird über die vielfältigen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie informiert.
Im Rheinland hat die Textilproduktion einen hohen Stellenwert. Insbesondere in Mönchengladbach und Krefeld prägt die Branche die Wirtschaft stark, hier sind große Unternehmen wie Alberto oder AUNDE ansässig und produzieren exklusive Hosen beziehungsweise hochwertige Polsterstoffe, technische Textilien und komplette Sitzsysteme. Im letzten Herbst öffnete zudem die Textilakademie in Mönchengladbach als zentrales Aus- und Weiterbildungszentrum für ganz Nordwestdeutschland. „Derzeit bietet die Textilakademie sieben Ausbildungsberufe“, erklärt Detlef Braun, Geschäftsführer der Textilakademie NRW. Dazu zählen Maschinen- und Anlagenführer Textiltechnik, Maschinen- und Anlagenführer Textilveredlung, Produktionsmechaniker Textil, Produktveredler Textil, Textillaborant, Produktgestalter Textil und Produktprüfer Textil. „Textil ist eine Zukunftsbranche“, betont Dr. Maria Rost von der Initiative „Go Textile!“ „Wir haben in Deutschland einen hohen technologischen Standard und bei technischen Textilien sind wir sogar Weltmarktführer.“ Es gibt kaum einen Lebensbereich, in dem es keine textilen Anwendungen gibt. Das geht weit über Bekleidung und Wohnen hinaus. Stadiondächer auf der ganzen Welt sind in Deutschland hergestellt worden, in jeder Arztpraxis oder in jedem Krankenhaus wird mit Textilien verbunden, operiert und behandelt. „Textiler Leichtbau wird die Zukunft sein und bei Filtertechnik oder beim Auto- oder Flugzeugbau kommen immer intelligentere Textilien zum Einsatz“, zeigt die Expertin die Trends auf. „Dabei produziert die deutsche Textilindustrie nach den höchsten Umwelt- und Sozialstandards weltweit und setzt Trends bei Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit.“
Die Chancen auf einen Job in der Textilindustrie sind sehr gut. „Es gibt schon jetzt einen Fachkräftemangel in der Branche“, weiß Dr. Rost. Auszubildende haben beste Chancen auf eine Übernahme, außerdem gibt es zahlreiche Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten, um sich weiter zu qualifizieren. „Wir sind eine mittelständische Branche und das zeigt sich auch in dem Engagement der Unternehmen für ihre Auszubildenden. Verbände und Unternehmen investieren viel in die Ausbildungsqualität und die schulischen Einrichtungen, um als Industrie international weiter einen Spitzenplatz einzunehmen.“ Besonders gefragt sind gewerblich technische Berufe, wie Maschinenanlagenführer oder Produktionsmechaniker, aber auch Fachkräfte für das Textillabor. „Der Weg in eine erfolgreiche berufliche Zukunft ist bei uns mit einem Haupt- oder Realschulabschluss möglich“, berichtet Maria Rost. „Natürlich bieten auch unsere Hochschulen spannende Studienzweige, aber der Weg muss nicht zwingend gleich über ein Studium laufen. Wer Lust hat, etwas zu produzieren, das wir jeden Tag im Alltag brauchen, ist bei uns genau richtig.“ Denn Textil aus Deutschland ist der Stoff, aus dem auf ganz vielen Feldern die Zukunft ist. Und viele der hier produzierten Spezialtextilien gehen in die ganze Welt.