Das duale Studium vereint Ausbildung mit einem Studium. Beim trialen Studium des Handwerks kommt sogar noch der Meisterbrief hinzu. Beide Studienformen verlangen ein großes Engagement.
Von Isabelle De Bortoli
Es ist die ideale Kombination für alle, die sich nicht zwischen Theorie und Praxis entscheiden können oder wollen: das duale Studium. Es kombiniert eine Berufsausbildung in der Industrie, im Handel oder im Handwerk mit einem Bachelor- Studium in den Ingenieurs- oder Wirtschaftswissenschaften. Inzwischen gibt es auch Angebote im sozialen oder medizinisch-pflegerischen Bereich. So kann man beispielsweise an der Hochschule Niederrhein den Studiengang „Chemie und Biotechnologie“ unter anderem mit einer Ausbildung zum Chemikanten oder zur Chemielaborantin kombinieren. Das duale Studium Maschinenbau lässt sich dort sogar mit gleich zwölf Ausbildungen verknüpfen, etwa zum Technischen Produktdesigner, Konstruktionsmechaniker oder Metallbauer. Und auch das duale Studium „Gesundheits- und Krankenpflege“ kombiniert akademische und berufliche Ausbildung zu zwei Abschlüssen. Die Hochschule Niederrhein führte das duale Studium unter dem Motto „Krefelder Modell“ bereits vor mehr als 30 Jahren als erste Hochschule in der Region ein. Inzwischen haben unter anderem auch die Hochschule Düsseldorf oder die Technische Hochschule Köln entsprechende Studiengänge im Angebot.
ZUM STUDIUM GIBT‘S EIN AUSBILDUNGSGEHALT
Wie das duale Studium aufgebaut ist, also wie genau sich Theorie und Praxis abwechseln, ist je nach Hochschule und teilweise auch je nach Fach unterschiedlich. Klassischerweise funktioniert es so: Die Regelstudienzeit beträgt zwei Semester mehr als beim Vollzeitstudiengang. Denn wer dual studiert, ist in den ersten Semestern zwei Tage in der Woche an der Hochschule und absolviert an drei Tagen im Betrieb die Ausbildung. Der Besuch einer Berufsschule ist dabei im Modell der Hochschule Niederrhein nicht vorgesehen. Die Lehrinhalte des Studiums kompensieren hier das zu vermittelnde Wissen innerhalb der Ausbildung. Entscheidend ist: Beim klassischen dualen Studium, wie es die staatlichen Hochschulen anbieten, haben die Studierenden einen regulären Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen, das auch das Ausbildungsgehalt zahlt. Der Vorteil dieser Kombination: Das Jobben nebenher, mit dem sich viele junge Leute ihr Studium finanzieren, fällt weg. Und das in der Hochschule gelernte Wissen kann im Betrieb direkt angewendet werden.
BELASTBARKEIT UND ENGAGEMENT BEWEISEN
Die Jobaussichten sind gut, und die Ausbildungsbetriebe übernehmen meist die dualen Studierenden nach ihrem Abschluss, sofern es diese möchten. Schließlich haben die jungen Fachkräfte auch bewiesen, dass sie einer Doppelbelastung standhalten können. Wichtig zu wissen: „Das duale Studium ist extrem erfolgreich, und viele große und mittelständische Unternehmen in der Region bieten es in Kooperation mit den hiesigen Hochschulen an. Oft werden vor allem Bewerber mit sehr gutem Abitur ausgewählt, und man muss sich sehr rechtzeitig bewerben – bei namhaften Unternehmen oft schon ein Jahr im Voraus“, sagt Karin Wilcke, Studienberaterin in Düsseldorf. Einige große private Hochschulen bieten noch eine andere Variante des dualen Studiums an: Dann sind die Auszubildenden fünf Tage die Woche im Betrieb und studieren abends und am Wochenende. „Dafür bekommen sie eine Ausbildungsvergütung und der Betrieb übernimmt die Kosten für das Studium, die an einer privaten Hochschule immer anfallen“, erklärt Karin Wilcke. Genauer hinschauen sollte man laut der Expertin bei Angeboten, bei denen die Studierenden selbst Geld bezahlen sollen, oder bei denen das duale Studium gar keine abgeschlossene Berufsausbildung, sondern nur Praxisphasen umfasst.
IM HANDWERK SPÄTER SELBST DER CHEF SEIN
Noch einen Schritt weiter als das duale geht das triale Studium: Es verbindet in fünf Jahren Ausbildung, Bachelorstudium und Meisterschule und macht fit für eine Karriere im
Handwerk. Die Absolventen entwickeln sich zu Spezialisten im Handwerk und haben gleichzeitig umfangreiche betriebswirtschaftliche Kenntnisse erworben – eine ideale Vorbereitung auf Führungsaufgaben oder die Selbstständigkeit. Das triale Studium erfordert ein großes zeitliches Engagement: Parallel zur Ausbildung und zur späteren Gesellentätigkeit absolvieren die Teilnehmer am Wochenende (freitagabends und samstags) das betriebswirtschaftliche Bachelorstudium. Es dauert insgesamt zehn Semester, also fünf Jahre. Die Meisterfortbildung wird nach bestandener Gesellenprüfung während des achten und neunten Semesters integriert. Die Arbeitsbelastung ist also noch höher als bei einem dualen Studium, wo man eine Fünf-Tage-Woche mit Zeit im Betrieb und in der Hochschule hat. Stattdessen hat man im trialen Studium eine Sechs-Tage-Woche. „Das triale Studium ist nicht leicht, aber es bereitet perfekt auf die Selbstständigkeit vor“, sagt Harald Vergossen, Koordinator des trialen Studiums an der Hochschule Niederrhein. Grundsätzlich kann man das triale Studium mit jedem handwerklichen Ausbildungsberuf vereinbaren, besonders beliebt ist es laut Hochschule Niederrhein in Kombination mit einer Berufsausbildung zum Tischler, Elektroniker, Kfz-Mechatroniker und Anlagenmechaniker SHK. Große Vorteile bietet das Programm für Betriebe, die besonders leistungsbereiten und führungswilligen Nachwuchs binden und schnell an Verantwortung für das Unternehmen heranführen wollen oder müssen – etwa, weil kein familien- oder betriebsinterner Nachfolgekandidat existiert. Interessant ist das triale Studium
auch für Familienunternehmen, in denen die eigenen Kinder bestmöglich auf die Übernahme des Betriebs vorbereitet werden sollen