Für uns in Deutschland ganz normal, doch andere Länder kopieren auch heute noch unser System der dualen Berufsausbildung. Warum? Und was sind ihre Vorteile?
Die duale Berufsausbildung in Deutschland genießt weltweit hohes Ansehen. In vielen Ländern wird das System als Vorbild betrachtet und adaptiert, weil es hohe Ausbildungsstandards gewährleistet und einen reibungslosen Übergang von der Schule in die Arbeitswelt ermöglicht. Beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz heißt es beispielsweise: „Das Ausbildungssystem in Deutschland ist ein Erfolgsmodell. Es trägt entscheidend dazu bei, dass die Bundesrepublik eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten innerhalb der Europäischen Union vorweisen kann. Die berufliche Ausbildung bietet Jugendlichen gute Voraussetzungen für den Übergang ins Arbeitsleben und vielfältige Karriere- und Entwicklungschancen. Da die deutsche Wirtschaft gut ausgebildete Fachkräfte braucht, sind Karrieren mit beruflicher Ausbildung so aussichtsreich wie nie.“
Wie funktioniert die duale Ausbildung?
Das System wird als dual bezeichnet, weil die Ausbildung an zwei Lernorten stattfindet: im Betrieb und in der Berufsschule.„Die Berufsausbildung hat zum Ziel, die notwendigen Kompetenzen und Qualifikationen für die Ausübung einer qualifizierten Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt zu vermitteln“, betont die Konferenz der Kultusminister der Länder. Die Dauer einer Berufsausbildung im dualen System variiert je nach gewähltem Beruf zwischen zwei und drei Jahren. In einigen Fällen kann sie auch dreieinhalb Jahre betragen.
„Die Kombination aus Theorie und Praxis bereitet Auszubildende besonders gut auf das vor, was Firmen von ihnen erwarten: nicht nur Fachwissen, sondern auch praktische Erfahrung darin, dieses Wissen anzuwenden“, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium weiter.
Welche Vorteile bietet sie?
Zunächst einmal gilt: Unter den insgesamt 328 Ausbildungsberufen in Deutschland ist wohl für jeden etwas dabei – und der erfolgreiche Abschluss befähigt zur unmittelbaren Berufsausübung als qualifizierte Fachkraft. Durch die Arbeit in der Ausbildung sammeln junge Menschen sofort wertvolle Berufserfahrung. Sie lernen die betrieblichen Abläufe kennen, erwerben spezifische Fachkenntnisse und entwickeln wichtige Schlüsselkompetenzen, die sie unmittelbar nach der Ausbildung anwenden können.
Die Ausbildungsinhalte werden durch die Industrie- und Handelskammern (IHK) und die Handwerkskammern (HWK) in Zusammenarbeit mit den Betrieben und Schulen festgelegt. Dadurch wird sichergestellt, dass die Ausbildung auf einem hohen Niveau erfolgt und den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarkts entspricht. Unternehmen schätzen die duale Ausbildung, weil sie sich ihre zukünftigen Fachkräfte selbst ausbilden können. Dies gewährleistet, dass die Azubis genau die Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben, die im Unternehmen benötigt werden. Zudem können Betriebe so frühzeitig talentierte Nachwuchskräfte binden.
Wie sieht es mit Bezahlung und Karriere aus?
In Deutschland bekommen Auszubildende während der dualen Ausbildung jeden Monat ein Gehalt vom Betrieb, bei dem sie arbeiten. Im Durchschnitt verdienen sie aktuell 1066 Euro brutto. Das spätere Gehalt hängt immer auch von der Branche und der konkreten Tätigkeit im Unternehmen ab, aber durch die vielfältigen Aufstiegsmöglichkeiten können Berufstätige nach ihrer dualen Ausbildung ihre Einkommensmöglichkeiten deutlich verbessern.
Mit einer beruflichen Fortbildung zum Meister, Techniker oder Fachwirt beispielsweise kann man sich spezialisieren und Führungspositionen anstreben. Ein Beispiel: Laut Studiengemeinschaft Darmstadt können angestellte Handwerksmeister durchschnittlich bis zu 3800 Euro monatlich verdienen, das sind rund 1000 Euro mehr als ein Geselle und als Absolventen geisteswissenschaftlicher Bachelorstudiengänge. Und: Eine duale Ausbildung schließt ein Studium nicht aus – im Gegenteil. Wer beispielsweise eine Ausbildung und den Meistertitel erwirbt, hat die Möglichkeit, ohne Abitur an einer Hochschule zu studieren. Dies eröffnet weitere Karrierewege, etwa im Ingenieurwesen, in der Betriebswirtschaft oder im IT-Bereich.
Patrick Peters