Welchen Weg man nach der Schule gehen möchte, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Fragt gerne andere um Rat. Aber: Freunde und Eltern sind oft keine objektiven Ratgeber.
Hast Du auch schon stundenlang auf dem Tablet durch Ausbildungs-Beschreibungen und Studienangebote gescrollt? Und weißt dennoch nicht, was Du nach der Schule machen sollst? Zusammen mit der Studien- und Berufsberaterin Karin Wilcke aus Düsseldorf haben wir ein paar Tipps zusammengestellt, mit denen Du auf dem Weg zur Entscheidung besser vorankommst.
1. Die Sache mit den Eltern
Mama und Papa liegen Dir schon seit Wochen mit der Frage in den Ohren, wie es denn jetzt weitergehen soll? Und haben Dir womöglich schon zig Vorschläge unterbreitet? Tatsache ist: Die Eltern sind laut Expertin Wilcke nicht unbedingt die besten Ratgeber. Denn sie wollen vor allem eins für Dich: Sicherheit! Das ist zwar sehr lieb, hinter diesem Denken steckt aber nicht unbedingt der für Dich passende Weg. Problematisch auch: Eltern übertragen teilweise eigene, nicht gelebte Träume und Hoffnungen auf die Kinder.
Akademikereltern erwarten außerdem oft ein Studium, auch wenn Du vielleicht lieber eine Ausbildung machen möchtest. Was die Eltern aber unbedingt tun sollten: Von ihren eigenen Jobs erzählen! Und zwar nicht nur von nervenden Kollegen, sondern von dem, was sie tagtäglich tun, und welchen Weg sie bis dorthin gegangen sind. Immer interessant: Was verdienen die Eltern eigentlich? Dazu kann man auch andere Erwachsene befragen, die man gut kennt. Vielleicht ist jemand dabei, dessen Job Du so interessant findest, dass Du ihn oder sie mal begleiten kannst?
“Eine einmal getroffene Entscheidung zeichnet nicht das gesamte Berufsleben vor.”
Eine Frage können Eltern aber doch sehr gut beantworten: „Was denkt Ihr, was ich sehr gut kann?“ Diese Außensicht kann durchaus hilfreich sein und Dich auf Jobs oder Studiengänge stoßen, die Du noch gar nicht auf dem Schirm hast.
2. Nachahmen nicht erwünscht
Dein bester Freund hat die WG in Aachen schon klargemacht und studiert Maschinenbau an der RWTH? Und Du könntest jetzt einfach mitgehen? Schwierig! Das kann klappen, wenn ihr beide schon im Mathe- und Physikleistungskurs nebeneinandergesessen habt. Aber wenn Mathe so gar nicht Deins ist, wäre dieses Beispiel vermutlich mit großen Problemen für Dich verbunden. Oder: Deine beste Freundin rät Dir zu einem Work-and-Travel-Jahr, weil sie schon immer eine Weltenbummlerin war? Freunde spiegeln eigene Ideale mit. Die Frage an sie muss also heißen: „Seht Ihr mich in diesem Job?“ Und nicht: „Was würdet Ihr tun?“
3. Objektive Beratung
Eine professionelle Berufsberatung, etwa bei der Arbeitsagentur, IHK oder Handwerkskammer oder auch über die Schule, schaut Dich und Deine Fähigkeiten und Vorlieben objektiv an. Die Berater haben keine Vorurteile über Dich und auch keine persönlichen Interessen daran, dass Du beispielsweise Arzt wirst (wie alle anderen in der Familie) oder Augenoptikerin (um später das Geschäft der Mutter zu übernehmen). Sie wird Dich also neutral und ergebnisoffen beraten. Eine gute Beratung wird Dir nicht nur Wege in ein Studium oder eine Ausbildung aufzeigen, sondern auch weiter in die Zukunft blicken: Welche Berufe stehen Dir beispielsweise nach einem Geschichtsstudium offen? Ist Dir klar, dass Du damit zwangsläufig promovieren musst? Und wie sehen überhaupt die Gehälter aus? In der Beratung geht es also zunächst einmal darum, einen Weg für Dich zu finden, aber auch darum, Hürden aufzuzeigen und Perspektiven zu öffnen.
4. Alles braucht seine Zeit
Die Berufs- und Studienwahl erledigt man nicht mal eben nebenbei. Sie braucht ihre Zeit und womöglich mehrere Gespräche mit Beratern oder auch ganztägige Workshops, wie sie einige Studienberatungen der Hochschulen in der Region anbieten. Wichtig: Die einmal getroffene Entscheidung zeichnet nicht das gesamte Berufsleben vor. Weichen können immer wieder neu gestellt werden.
Isabelle de Bertoli