Manche Unternehmen laden im Laufe ihres Auswahlverfahrens die Kandidaten für eine Ausbildungsstelle zum Assessment-Center ein. Was das ist und was dabei wichtig ist.
Von Patrick Peters
Den Begriff des Assessment-Centers haben die allermeisten sicherlich schon einmal gehört. Daran teilgenommen haben aber vielleicht noch nicht ganz so viele. Daher stellt sich die Frage: Was ist das eigentlich genau? Der Begriff „Assessment“ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Bewertung“, „Einschätzung“ oder „Feststellung“. Und „to assess someone“ bedeutet in etwa „jemanden einschätzen“, „jemanden beurteilen“ oder auch den „Wert feststellen“.
QUALIFIKATIONEN UND PERSÖNLICHKEIT GEFRAGT
Ein Assessment-Center ist ein sogenanntes eignungsdiagnostisches Verfahren der Personalauswahl. Eignungsdiagnostik bezeichnet den Einsatz von Verfahren, um Kompetenzen, Fähigkeiten, Verhalten und Werthaltungen einer Person im beruflichen Kontext zu erfassen. Besonders beliebt ist nach Einschätzung von Experten diese Art des Auswahlverfahrens im Recruiting-Prozess bei der Einstellung von Auszubildenden und Trainees, aber auch zur Besetzung von Führungspositionen. Neben der fachlichen Qualifikation – den Hard Skills – sollen beim Assessment-Center auch die Soft Skills, also die persönlichen Eigenschaften der Kandidaten geprüft werden.
Das kann in Einzel- oder Gruppenübungen stattfinden. „Bei Ersteren handelt es sich vorrangig um standardisierte Tests, die anhand messbarer Kriterien zeigen sollen, ob ein Kandidat für die offene Position geeignet ist. Einzeltests eignen sich auch, um Allgemeinbildung, Konzentrationsfähigkeit, Kreativität, Logik und Persönlichkeit des Bewerbers zu beurteilen. Bei den Gruppenaufgaben bearbeiten mehrere oder alle Kandidaten gleichzeitig eine Aufgabe. Dies ermöglicht ihnen, die Bewerber zu vergleichen und deren soziale Kompetenz zu bewerten“, erklärt es etwa der digitale Personaldienstleister Personio.
WAS DIE BEWERBER ERWARTET
Wie kann man sich nun auf ein Assessment-Center vorbereiten? Wo kann man Tipps erhalten? Was sind typische Übungen, die in einem Assessment-Center zu bearbeiten sind? Es ist nicht ganz einfach, einen allgemeinen Fahrplan für ein Assessment-Center vorzustellen, denn der Ablauf ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Aber laut Expertenmeinung gibt es Bestandteile, die die meisten Unternehmen nutzen. „Dazu gehören die Selbstpräsentation, Einzelübungen sowie Gruppenübungen und eine anschließende Reflexion“, schreibt beispielsweise die Wissensplattform OMR (Online Marketing Rockstars) und nennt die Inhalte: Vorstellung der eigenen Person und bisheriger Werdegang, Darstellung der eigenen Motivation für die Position und Hervorhebung der eigenen Stärken und Schwächen bei der Selbstpräsentation, Stress- und Intelligenztests, Präsentationen, Einzelinterview und Rollenspiel bei den Einzelübungen, Gruppendiskussionen, Partnerpräsentationen, die Bearbeitung von Fallstudien bei den Gruppenübungen und Selbsteinschätzung, Gedanken zu den vorangegangenen Aufgaben und Feedback zur Reflexion.
GUT VORBEREITEN
Das Job-Portal Absolventa wiederum gibt einige Ratschläge, um im Assessment-Center den Job zu bekommen. Zum einen sollten Bewerber gut vorbereitet, ausgeruht und gelassen sein. Wer die wichtigsten Unternehmens-, Produkt- und Branchendaten kenne und ausgeschlafen sei, könne sich über die ganze Dauer des Assessment-Center konzentrieren – und vor allem sachlich bleiben, auch wenn man etwa im Rollenspiel oder im Interview bewusst provoziert oder angegriffen werde. Ebenso sollte sich kein Schlendrian einstellen. Zwar würden manchmal einige Assessment-Center-Aufgaben stärker gewichtet als andere, aber nachlässig sollten Bewerber bei keiner der Aufgaben sein.
Genauso wichtig sind gutes Benehmen, ein natürliches Auftreten und ein ordentlicher Kleidungsstil – denn Auftreten, Benehmen und Kommunikation werden beobachtet und bewertet. Auch Maß halten ist wichtig, man sollte also weder zu zurückhaltend noch zu dominant sein. „Ein selbstbewusstes Auftreten ist wichtig, aber andere bewusst in den Hintergrund zu drängen, kommt nicht gut an“, warnt das Job-Portal. Apropos natürliches Auftreten: Damit hängt auch der Absolventa-Tipp zusammen, ein individuelles Profil zu entwickeln, vor allem in der Selbstpräsentation. Wer sich von den Mitbewerbern absetzen wolle, sollte nicht nur die üblichen Phrasen und Präsentationsstrukturen benutzen.