Studium oder Ausbildung – das ist für viele Schulabgänger eine wichtige Frage.
Ein Studium hat viele Vorteile, muss aber zur Person und Persönlichkeit passen.
uch wenn Zahlen nicht alles sind, geben sie doch oft einen guten Einblick in einen Sachverhalt. So wie die folgende: An den Arbeitslosenzahlen haben Akademiker einen weit unterdurchschnittlichen Anteil. Im Jahr 2018 lag ihre Arbeitslosenquote bei 2,2 Prozent. Sie sank damit auf den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung und signalisiert Vollbeschäftigung. Zum Vergleich: Die Gesamtarbeitslosenquote in diesem Jahr lag in Deutschland bei 5,2 Prozent. Das heißt laut Arbeitsagentur: Jungen Hochschulabsolventen bietet der Arbeitsmarkt gute Chancen für einen erfolgreichen Start ins Erwerbsleben.
Auch das spätere Gehalt spricht für eine akademische Laufbahn. Ein Beispiel: Das Einstiegsgehalt für einen Bachelor im Bereich der Wirtschaftswissenschaften beträgt 40.000 Euro, für einen Master im gleichen Fachbereich sogar 46.000 Euro. Der Gehaltsunterschied bei kaufmännischen Mitarbeitern mit und ohne Bachelor-Abschluss liegt bei rund 10.000 Euro jährlich. Akademiker erzielen im Schnitt ein Lebenseinkommen von rund 2,85 Millionen Euro, während Fachkräfte auf rund 1,9 Millionen Euro kommen.
Alles schön und gut: Aber bin ich eigentlich der Typ für ein Studium?
Das sollte sich jeder fragen, der vor der Entscheidung steht, ein Studium oder eine Berufsausbildung zu absolvieren. Ein Studium muss nicht nur fachlich, sondern ganz allgemein zur Person und Persönlichkeit passen. Bei der Karriereplattform karrierebibel.de heißt es dazu: „Bildung ist ein entscheidender Schritt in Richtung Erfolg, doch nicht für jeden ist das Studium der perfekte Weg. Auch Lehre oder Ausbildung können der erste Schritt auf der Karriereleiter sein. Wichtig ist, die Entscheidung pro oder contra Studium gut überlegt und von der persönlichen Situation abhängig zu treffen und nicht von den Erwartungen anderer.“
Es sei eine Reihe an Fragen zu beantworten, um eine Entscheidung zu treffen. Dazu gehören laut karrierebibel.de unter anderem: Was will ich werden? Wie interessiert bin ich? Welche Voraussetzungen bringe ich mit? Was erwarten Unternehmen? Wie gut werde ich im Studium ausgebildet? Das bedeutet: Wer studieren will, sollte diese und andere Fragen genau beantworten können. Dazu passen auch einige Impulsfragen der Studienberatung der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg: „Arbeiten Sie gern theoretisch? Oder sind Sie eher ‚der praktische Typ‘?“ „Sind Sie bereit, für die nächsten Jahre finanziell maßgeblich von BAföG oder Ihren Eltern abhängig zu sein?“ „Können Sie sich genügend motivieren und disziplinieren, um ein Studium eigenverantwortlich zu bewältigen?“
Wenn Ja: Welches Studium passt zu mir?
Zu dieser Frage stellt die Arbeitsagentur im Internet verschiedene Instrumente zur Verfügung. Dazu gehört „Check-U“, ein Erkundungstool, um Fähigkeiten, soziale Kompetenzen, Interessen und beruflichen Vorlieben besser einschätzen zu können. Und mit den sogenannten studienfeldbezogenen Beratungstests (SFBT) können Interessenten herausfinden, wie gut die eigenen Interessen und Fähigkeiten zu den Anforderungen bestimmter Studienfelder passen.
Die Arbeitsagentur stellt auch die Möglichkeit heraus, einfach bestimmte Studienfelder zu testen. Viele Hochschulen öffnen ihre Lehrveranstaltungen bereits ab der zehnten Klasse beispielsweise speziell für Schülerinnen, um sich in den sogenannten MINT-Fächern auszuprobieren. Die Abkürzung steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Dafür laden Unternehmen und Hochschulen jährlich zum „Girls‘Day“ ein, während Jungen beim „Boys‘Day“ Berufe im sozialen und pflegerischen Bereich ausprobieren, in denen bislang wenige Männer arbeiten.
Weiterbildungsexperte Martin Stieger plädiert ebenfalls für eine genaue Analyse der persönlichen Vorstellungen vor der Entscheidung. „Ein Studium hilft bei der beruflichen Entwicklung und kann auch die Persönlichkeit beeinflussen. Es darf aber kein Zwang sein. Das Studium wird nur erfolgreich sein, wenn man es auch wirklich absolvieren will und einen Sinn darin sieht“, sagt der Rektor der privaten Allensbach Hochschule. Er weist auf andere Möglichkeiten hin, sich akademisch zu bilden. „Glücklicherweise existieren hinreichend Alternativen zum Erststudium. So kann beispielsweise auch eine Berufsausbildung in den Wunschberuf führen, um dann die Basis für ein berufsbegleitendes Studium als zusätzliche akademische Qualifikation zu bilden. Dann sind die Interessen und Ziele möglicherweise klarer als direkt nach dem Schulabschluss und können genau auf die weiteren beruflichen Pläne abgestimmt werden.“
Web-Tipp: www.arbeitsagentur.de/bildung/studium/welches-studium-passt-zu-mir