Viele Schüler sind sich selbst im Abschlussjahr noch unschlüssig, was sie beruflich machen möchten. Die Arbeitsagenturen können bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Auch Schulen bieten individuelle Beratung an.
Ob klassische Ausbildung oder duales Studium – das Angebot an Fachrichtungen der unterschiedlichen Bildungswege ist in den letzten Jahren stark gewachsen.
Die Vielfalt an Möglichkeiten sorgt bei den meisten Jugendlichen für Überforderung, viele von ihnen sind sich auch im letzten Schuljahr noch unklar über ihren zukünftigen Lebensweg. „Schulen unterstützen junge Menschen bei der Findung des passenden Berufsziels und der Wahl der für sie richtigen Ausbildungsstätte“, weiß Petra Witt vom Verband Deutscher Privatschulen NRW. Spezielle Beratungslehrer sind an den weiterführenden Schulen die Ansprechpartner. „Gefragt wird nach besonderen Interessen, Begabungen und außerschulischen Aktivitäten, welche Fächer in der Schule leichter und welche nicht so leichtfallen.“
In den Gesprächen geht es darum, mit den Jugendlichen herauszufinden, worin grundsätzlich die Stärken und Interessen bestehen. Anschließend können die vielfältigen Berufe und dazu passenden Bildungs- und Studienmöglichkeiten näher eingekreist werden. „Es besteht heute eine derart große Bandbreite, dass es den jungen Menschen nicht nur schwerfällt, die richtige Richtung für sich herauszufinden, sondern dann auch die passende Kombination zu finden“, betont Witt. „Insbesondere die zahlreichen Studiengänge mit Abschlüssen, die nicht direkt mit einem Berufsbild verbunden werden können, können in ihrer späteren Verwertbarkeit oft nicht gut eingeschätzt werden.“
AB KLASSE 9 GEDANKEN MACHEN
Jugendliche sollten sich bereits ab der neunten Klasse über die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten informieren und ihre persönlichen Vorlieben für ein späteres Berufsfeld einkreisen. Unterstützung gibt es nicht nur an den Schulen, sondern auch bei den Arbeitsagenturen. „Im Beratungsprozess stehen die Anliegen und Fragen der Jugendlichen im Fokus“, betont Philipp Scharner, Teamleiter Berufsberatung bei der Arbeitsagentur Mönchengladbach. „Gemeinsam verschaffen wir uns einen Überblick über die individuellen Stärken und Interessen der Jugendlichen. Anhaltspunkte dafür können zum Beispiel die Schulnoten oder Praktikumserfahrungen geben.“ Hilfreich zur Vorbereitung auf ein Gespräch ist das Selbsterkundungstool „Check-U“ der Arbeitsagentur. Online lässt sich durch verschiedene Tests mehr über eigene Fähigkeiten, soziale Kompetenzen und berufliche Interessen herausfinden. Am Ende erhält man Vorschläge für passende Ausbildungsberufe und Studienfelder. „Wir erarbeiten gemeinsam, welche beruflichen Möglichkeiten dazu passen könnten und wie die nächsten Schritte aussehen“, erklärt Scharner. „Dabei gehen wir auf die lokalen Angebote ein, um den Ausbildungssuchenden ein realistisches Bild über die Möglichkeiten zu geben.“ Denn einige Berufe werden im näheren Umkreis gar nicht angeboten. Es stellt sich die Frage, ob ein Umzug gewollt oder finanziell möglich ist. Auch hierbei kann die Berufsberatung unterstützen – je nach Einkommen der Eltern sogar mit finanzieller Unterstützung ähnlich dem Bafög für Studierende.
ÜBER BERUFSBILDER RICHTIG INFORMIEREN
Ein hoher Fachkräftebedarf ist oft mit guten beruflichen Perspektiven verknüpft, was bei der Berufswahl eine wichtige Rolle spielen kann. „Man sollte über die realistischen Bedarfe von Berufsbildern jetzt und in Zukunft beraten“, betont Petra Witt. Dabei dürfen Jugendliche keinesfalls zu einem bestimmten Job überredet werden, nur weil ein steigender Bedarf besteht:
Interessieren sich Jugendliche beispielsweise für einen Gesundheitsberuf, ist die Pflegebranche nicht für jeden das passende Umfeld, und wer mit Menschen arbeiten möchte, wird mit einem Beruf am Bildschirm nicht glücklich werden. Es besteht daher ein hoher, ganz individueller Informations- und Beratungsbedarf bei jungen Menschen.
Sinnvoll ist zudem das „Hineinschnuppern“ in mehrere Berufsfelder. Die Arbeitsagentur bietet verschiedene Unterstützungsangebote, bei denen Jugendliche über Praktika oder in sogenannten Übungswerkstätten unterschiedliche Berufe besser kennenlernen können. „Falls man schon eine konkretere Vorstellung hat, sich aber noch nicht ganz sicher ist, könnte auch ein Langzeitpraktikum im Rahmen einer Einstiegsqualifizierung eine gute Option sein“, rät Philipp Scharner. „Hierbei erhält man gute Einblicke in die jeweilige Ausbildung, wird finanziell von der Arbeitsagentur unterstützt und hat gute Übernahmemöglichkeiten.“