Praktische Erfahrungen sind wertvoll für die spätere Berufswahl. Jugendliche sollten daher auch freie Zeit in Schnuppertage oder Berufspraktika investieren.
An den allgemeinbildenden Schulen sind in bestimmten Jahrgangsstufen sogenannte Schülerbetriebspraktika vorgegeben. In Nordrhein-Westfalen finden die zwei- oder dreiwöchigen außerschulischen Phasen in der neunten oder zehnten Klasse statt. Schulen mit gymnasialer Oberstufe können in der Sekundarstufe II zudem ein Betriebspraktikum durchführen, das akademische Berufsbilder oder entsprechend geeignete duale Ausbildungsberufe in den Blick nimmt oder in Form eines dualen Orientierungspraktikums in Kooperation mit einer Hochschule stattfindet. Auf diesem Wege wird die Studierfähigkeit stärker fokussiert. Ob Schnupperstudium oder Betriebspraktikum – diese Phasen gelten als wichtiger Baustein bei der Vorbereitung der Jugendlichen auf die Arbeitswelt und sollen bei der Berufsorientierung helfen.
“JEDE PRAKTISCHE ERFAHRUNG IST WERTVOLL”
– Jens Peschner
Es lohnt sich jedoch, über die Pflichtpraktika hinaus auch freie Zeit in den Schulferien für das Hineinschnuppern in die Arbeitswelt zu investieren. „Jede praktische Erfahrung ist wertvoll“, betont Jens Peschner, Bereichsleiter Ausbildungsberatung, -stellenvermittlung und -projekte bei der IHK zu Düsseldorf.
Selbst wenn ein Praktikum oder ein Schnuppertag in den Ferien den Jugendlichen nicht gefallen hat, bringt es die meisten dennoch weiter. Denn neben eigenen konkreten Zielen und Vorstellungen ist es wichtig zu wissen, was man nicht will. Zudem lernen sich die Bewerber durch Erfahrungen in der Arbeitswelt selbst besser kennen. Bereits einige Tage im Berufsleben können dabei helfen, wichtige Fragen zu beantworten. Was will ich, was nicht? Wo liegen meine Stärken und Schwächen? Was macht mir Spaß? In welchem Umfeld fühle ich mich wohl? „Praktische Erfahrungen vermitteln mehr Sicherheit bezogen auf die erste Berufswahlentscheidung“, betont Jens Peschner. „Dies gilt auch für Neben- und Ferienjobs.“
Es ist sinnvoll, möglichst viele Praktika zu absolvieren. Im besten Fall sammeln Jugendliche dabei in ganz unterschiedlichen Richtungen erste Erfahrungen. „So erleben sie, was im Beruf passiert, lernen das Umfeld kennen und können mit Chefs, Mitarbeitern und bestenfalls Menschen in der Ausbildung sprechen und Fragen stellen“, zeigt Petra Witt vom Verband Deutscher Privatschulen NRW die Vorteile auf. Über die persönlichen Gespräche erfahren die Jugendlichen auch mehr über den Werdegang der einzelnen Mitarbeiter. „Viele Wege führen zu unterschiedlichen beruflichen Kombinationen, die in einem Unternehmen Platz haben.“ Zudem kann man im Laufe des Praktikums mit Kunden oder Abnehmern in Kontakt kommen und dabei weitere Erfahrungen für sich sammeln.
MUTIG SEIN
Eine wichtige Entscheidung ist beispielsweise, ob jemand lieber eigenständig arbeitet oder die Kommunikation und das Teamwork mit anderen braucht. „Eine weitere wichtige Rolle spielt die fachliche Richtung“, erklärt Witt. „Vielfach fangen junge Menschen in der Findungsphase mit Berufen an, die sie aus dem persönlichen Umfeld kennen. Das kann bestärkend im Praktikum wirken oder eben gerade nicht.“
Darüber hinaus ist es sinnvoll, Einblicke in andere berufliche Richtungen zu bekommen. Bei jedem Praktikum geht es darum, etwas Neues auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. „Jugendliche sollten zudem ruhig mal neugierig und mutig sein und über den eigenen Tellerrand schauen“, betont Jens Peschner von der IHK Düsseldorf. „Dazu gehört auch, Branchen und Berufe zu erleben, die man vielleicht nicht ganz oben auf der Wunschliste hat.“
Hilfreich ist zudem, mit den Eltern, Geschwistern, Lehrern und im Freundeskreis vorab über Praktikumsmöglichkeiten und Berufsorientierung im Allgemeinen zu sprechen. Denn eines zeigen die Statistiken: Sind sich Jugendliche unsicher und probieren zu Schulzeiten wenig aus, kann dies zu Enttäuschungen in der Ausbildung oder im Studium führen, was an den vielen Abbrüchen zu sehen ist.