Klimaschutz und Nachhaltigkeit haben für die junge Generation einen besonders hohen Stellenwert. Was viele nicht wissen: Die Belange für mehr Umweltschutz sind längst im Alltag vieler – auch traditioneller – Berufe angekommen. Ausbildungsexperten zählen zahlreiche Beispiele auf.

Von Theresa Demski

Die einen schrauben, die anderen ackern. Die einen arbeiten in luftiger Höhe, die anderen auf dem Feld oder in der Autowerkstatt. Sie alle sind dabei auch für das Klima im Einsatz. „Es gibt eine ganze Reihe von Handwerksberufen, die für die nachhaltige Transformation Deutschlands von hoher Bedeutung sind“, heißt es beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Und Monika Hackel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ergänzt die lange Liste der Handwerksberufe um zahlreiche weitere Ausbildungsberufe. „Insgesamt kann man sagen, dass das Thema Nachhaltigkeit aus einer Nische zunehmend in den Fokus gerückt ist“, sagt sie. Und das hat Folgen: Viele traditionelle Berufe haben sich in den vergangenen Jahren verändert. „Die für das Erreichen der Klimaziele dringend notwendigen CO2-Einsparungen, die mittels massiver Zuwächse bei der energetischen Gebäudesanierung erzielt werden sollen, sind nur dann möglich, wenn dafür ausreichend gut ausgebildete Fachkräfte in den Bau- und Ausbauwerken zur Verfügung stehen“, betont der ZDH. Das bedeutet konkret: Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik rüsten Heizungsanlagen auf erneuerbare Energieträger um. Dachdecker, Maler, Lackierer und Stuckateure nehmen Dämmmaßnahmen an Dächern und Fassaden vor, um die Energieeffizienz von Heizsystemen zu steigern. „Die Kompetenzen, die diese Fachkräfte benötigen, werden schon seit Jahren in den entsprechenden Berufsausbildungen vermittelt“, so die ZDH-Experten. Aktuell würden Weiterbildungsangebote entwickelt, die zum Ziel haben, das Ausbildungspersonal in Handwerksbetrieben und Berufsbildungsstätten gezielt dafür zu qualifizieren, Nachhaltigkeitsaspekte in den Ausbildungsalltag zu integrieren.

NEUE AUSBILDUNGSBERUFE HABEN SICH GEBILDET

Auch Monika Hackel betont, dass die Ausbildungsordnung es bereits vorsehe, dass in allen Ausbildungsberufen das Thema Nachhaltigkeit gelehrt werde. Sie verweist auf die lange Liste der „nachhaltigen Berufe“, die es inzwischen gibt. Dabei fällt etwa das neue Berufsbild des Elektronikers für Gebäudesystemintegration in den Blick. Der soll zukünftig die Vernetzung und optimale Abstimmung der vielfältigen Gewerke mit Blick auf ihre Energieeffizienz sicherstellen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung weist zudem auf diese vier umwelttechnischen Berufe hin: Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik bereiten das Trinkwasser auf; Fachkräfte für Abwassertechnik stellen sicher, dass das genutzte Wasser wieder gereinigt wird, damit es in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden kann; Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice sorgen dafür, dass im privaten und öffentlichen Bereich das Kanalnetz funktioniert; Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft sind dafür verantwortlich, dass Abfälle korrekt entsorgt und recycelt werden.

NACHHALTIGKEIT EIN THEMA IN HANDWERK, INDUSTRIE UND HANDEL

Gleich 14 „grüne Berufe“ definiert unterdessen das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Gärtner und Landwirte stellen hier die ausbildungsstärksten Berufe. Die BIBB-Fachleute weisen auf gleich 20 relevante Berufe mit Blick auf die Elektromobilität hin. Dazu gehören Berufsbilder in der Elektro- und IT-Industrie, in den elektro- und informationstechnischen Handwerken und im Kfz-Gewerbe. So lernen etwa alle Kraftfahrzeugmechatroniker Grundlagen für die Reparatur von Elektrofahrzeugen, und mit dem Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik können sie sich darauf spezialisieren. Auch dem kaufmännischen Bereich rechnet das Bundesinstitut eine große Rolle beim Thema Nachhaltigkeit zu: „Kaufleute für Spedition- und Logistikdienstleistung organisieren den Versand, den Umschlag sowie die Lagerung von Gütern. Sie verkaufen logistische Dienstleistungen nicht nur unter Beachtung der Rechtsvorschriften, sondern auch explizit im Hinblick auf die Belange des Umweltschutzes“, erklären die BIBB-Experten. Nachhaltiger Handel sei auch für Kaufleute im Groß- und Außenhandelsmanagement ein Thema. Technischer fällt der Einsatz von Papier- und Packmitteltechnologen aus: Die einen können bis zu sieben Mal Altpapierfasern so aufbereiten, dass sie für Papiertüten in der Obst- und Gemüseabteilung oder als Kartonagen für den Transport von Gütern eingesetzt werden. Die anderen konstruieren und produzieren daraus ressourcenschonende Verpackungen.

DER WUNSCH NACH EINER SINNSTIFTENDEN TÄTIGKEIT

„Nachhaltigkeit ist ein Thema, mit dem man junge Menschen gewinnen kann“, fasst Monika Hackel zusammen. Studien zufolge sei die heutige junge Generation sehr stark an einer sinnstiftenden Tätigkeit interessiert. Die große Resonanz auf „Fridays for future“ zeige, dass das Thema Generationengerechtigkeit und nachhaltige Ressourcennutzung einen besonderen Nerv treffe. Sie betont: „Die Absolventinnen und Absolventen vieler dualer Ausbildungsberufe werden dringend benötigt, um die gesteckten Ziele im Kontext des nachhaltigen Umbaus unserer Wirtschaft und Gesellschaft tatsächlich in die Praxis umsetzen zu können.“