Viele Ausbildungsberufe sind mit Stereotypen behaftet. Dabei gibt es zahlreiche Berufsbilder, die sich in den letzten Jahren stark verändert haben und mit neuen Aufgaben aufwarten. Drei Beispiele.
Von Brigitte Bonder
Weg von Klischees – das ist für die Berufsberatung der Agenturen für Arbeit ein wichtiges Anliegen. Die klischeefreie Beratung betrifft viele Bereiche. Neben den vermeintlichen Männer- oder Frauenberufen geht es auch um das Aufzeigen von Karrieremöglichkeiten ohne Abitur und Studium, oder darum, dass die weit verbreitete Sorge genommen wird, man müsse sich nach dem Schulabschluss für den Beruf fürs Leben entscheiden und könne nie mehr wechseln.
„Typischer Frauenberuf, typischer Männerberuf – dieses Klischee gibt es immer noch“, sagt Lisa Bäcker, Ausbildungsberaterin bei der IHK Düsseldorf. An den zehn beliebtesten Ausbildungsberufen bei Mädchen und Jungen hat sich zwar wenig geändert. „Aber viele Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema Diversität beschäftigt. Die Belegschaften sind bunter geworden und die Betriebe bemühen sich verstärkt, Mädchen und Jungen für Ausbildungen jenseits typischer Berufe zu gewinnen.“
Erfreulich ist die Entwicklung beispielsweise bei dem Ausbildungsberuf Fachinformatiker, der in Düsseldorf zahlenmäßig der zweitstärkste Beruf bei den gewerblichtechnischen Ausbildungen ist. „Das Nerd-Image hat diese Ausbildung längst hinter sich gelassen“, erklärt Bäcker. „Und auch wenn die Zahl der männlichen Auszubildenden deutlich überwiegt, steht die Ausbildung Mädchen und jungen Frauen genauso offen.“
Mit Vorurteilen behaftet ist auch der Ausbildungsberuf zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Viele Menschen haben die Vorstellung eines rein handwerklich orientierten Berufs, dabei spielen hier Faktoren wie Nachhaltigkeit und Umwelt eine wichtige Rolle. Gesucht werden daher Auszubildende, die nicht nur die praktische Arbeit mögen, sondern sich zudem gerne mit innovativen Technologien auseinandersetzen und für eine nachhaltigere Umgebung auf vielen Ebenen sorgen möchten. Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet für Absolventen neue Perspektiven. Sie können sich beispielsweise mit Techniken wie 3-D-Laserscanning beschäftigen oder dank Augmented Reality eine Anlagenwartung mithilfe von Datenbrillen oder Tablets durchführen. Immer häufiger kommen zudem Apps für Planung und Aufmaß zum Einsatz, dazu können Heizungs- und Klimasysteme per „Connected Building“ in vernetzte Gebäude integriert werden. Beim Anlagenmechaniker handelt es sich heute also um einen hochmodernen und digital vernetzen Beruf.
Ein Beispiel, bei dem die Berufsberatung mit gängigen Klischees aufräumt, ist die Ausbildung bei einer Behörde. Viele denken nach wie vor, dass bei einem Job im Amt vornehmlich Akten hin und her geschoben werden. „Die Realität sieht allerdings ganz anders aus“, erklärt Roland Niemanns, Bereichsleiter der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Düsseldorf.
Zwei Beispiele aus der Nachwuchsförderung der Bundesagentur für Arbeit beweisen das Gegenteil: Nach einer Ausbildung zum Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen oder einem dualen Studium im Bereich Arbeitsmarktmanagement/ Beratung verbringen die meisten Mitarbeiter weit über die Hälfte der Zeit im Kundenkontakt mit Jugendlichen, Arbeitssuchenden und Arbeitgebern. „Soft Skills und Problemlösefähigkeiten sind hier das A und O“, erklärt Niemanns. „Natürlich haben wir auch Positionen, bei denen Anträge bearbeitet werden, aber auch hier steht der Kundenkontakt im Fokus.“ Kundenorientiertes und qualitätsbewusstes Arbeiten und Handeln mit Weitsicht sind daher unerlässlich. Zudem bieten sich nach der Ausbildung oder dem Studium bei der Bundesagentur für Arbeit vielfältige Möglichkeiten, die von Beratung und Vermittlung über Führung hin zu Controlling und Personal reichen.
„Akten in Aktenordnern gibt es übrigens seit einem Jahrzehnt nicht mehr bei der Bundesagentur für Arbeit“, sagt Roland Niemanns. „Bei uns ist alles digital.“