Auch die Arbeitswelt wandelt sich – aktuell wahrscheinlich sogar stärker als noch vor einigen Jahren. Und so gibt es bei den Berufen immer Trends und eine besondere Beliebtheit. Doch neu heißt nicht immer besser bei der Berufswahl.
Berufe wie Bäcker oder Zimmerer gibt es seit Jahrhunderten – und dennoch sind sie nicht verstaubt. Denn das Handwerk ist gefragt und geht auch mit der Zeit. Lehrberufe erneuern sich permanent, gleichzeitig kommen komplett neue Ausbildungen hinzu. Beispiele für neue und alte Berufe mit Zukunft:
Die Neuen
Eine ganz neue Ausbildung ist im August des vergangenen Jahres an den Start gegangen: Gestalter für immersive Medien. Die Bundesagentur für Arbeit erklärt dazu: „Immersive Medien wie Augmented Reality, Virtual Reality, Mixed Reality oder 360-Grad-Anwendungen spielen in Industrie 4.0, Handel, Medizin, Bildung und Kultur eine immer größere Rolle.“ Die neue Ausbildung dauert drei Jahre und befähigt die Absolventen dazu, solche immersive Medien zu entwickeln und zu gestalten.
In diesem Jahr gehen außerdem vier Ausbildungsberufe im Bereich der kritischen Infrastruktur an den Start: in der Wasserversorgung, der Abwasserbewirtschaftung, der Kreislauf- und Abfallwirtschaft sowie in der Pflege und Wartung von Rohrleitungsnetzen und Industrieanlagen. So steht in der Ausbildung zu Umwelttechnologen für Wasserversorgung der nachhaltige Umgang mit der Ressource Wasser im Mittelpunkt. Das Berufsprofil der Umwelttechnologen für Abwasserbewirtschaftung wurde vor dem Hintergrund des Klimawandels um den Schwerpunkt Regenwasserbewirtschaftung erweitert. Umwelttechnologen für Kreislauf- und Abfallwirtschaft stellen sicher, dass Abfälle jeglicher Art angenommen, sortiert, wiederaufbereitet oder fachgerecht entsorgt werden. Umwelttechnologen für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen kümmern sich um Kanalinspektion und Instandhaltung von Rohrleitungsnetzen – essenziell für eine funktionierende Infrastruktur.
Die Nachhaltigen
Sich beruflich für den Klimaschutz zu engagieren, ist das Ziel vieler junger Menschen. Und nach Angaben des Bundesumweltministeriums arbeiten bereits über drei Millionen Menschen in Berufen rund um den Umweltschutz. Wichtig ist: Auch ganz traditionelle Berufe wie etwa Dachdecker oder Elektriker arbeiten beim Einsatz von erneuerbaren Energien und im Klimaschutz mit, indem sie etwa als Experten für Photovoltaikanlagen für deren Planung und Montage sorgen. Ein anderes Beispiel: „Für das Gelingen der Elektromobilität sind etwa 20 Berufe relevant. Dazu gehören Berufsbilder in der Elektro- und IT-Industrie, in den elektro- und informationstechnischen Handwerken und im Kfz-Gewerbe“, schreibt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). So lernen beispielsweise alle Kraftfahrzeugmechatroniker Grundlagen für die Reparatur von Elektrofahrzeugen.
In einer Welt, in der wir mit einem Klick Produkte bequem zu uns nach Hause bestellen, ist die Verpackungsindustrie ebenfalls entscheidend für mehr Nachhaltigkeit: „Verpackungen aus Altpapier statt Plastik – das ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz unserer Umwelt“, so das BIBB. Papiertechnologen beschäftigen sich deshalb mit der Aufbereitung von Altpapierfasern. Und die Aufgabe von Packmitteltechnologen ist es, daraus ressourcenschonend Verpackungen zu konstruieren und zu produzieren.
Die Traditionellen
Junge Menschen, die eine Ausbildung im Handwerk starten, können etwas bewegen und Zukunft gestalten – auch in traditionellen Berufen, die auf den ersten Blick alt wirken. „Handwerkerinnen und Handwerker sind diejenigen, die Transformationsaufgaben mit ihrer Arbeit praktisch umsetzen: vom Klimaschutz über die Energie- und Mobilitätswende bis hin zur Digitalisierung. Dabei sind Drohnen, 3-D-Drucker, VR-Anwendungen oder komplexe Simulationsprogramme im Handwerk so selbstverständlich wie Hammer, Pinsel oder Schere“, teilt der Zentralverband des Deutschen Handwerks mit.
Berufe wie Seiler, Steinmetze, Zimmerleute, Goldschmiede oder Töpfer hat es schon vor 4000 Jahre gegeben. Und sie gibt es immer noch – und das zu Recht und zeitgemäß. „Seiler erstellen jetzt Seile für Hochleistungskräne, Hängebrücken oder Rennyachten. Und könnten durchaus ein paar Auszubildende jedes Jahr mehr finden“, schreibt der Handwerksverband. Weitere Beispiele: Brauer arbeiten heute mit modernen Anlagen und Methoden. Und viele Zimmerleute nutzen computergesteuerte Maschinen, „die sich High-Tech-Material wie von Zauberhand selbsttätig aus dem Lager holen und den Zuschneideauftrag komplett alleine abarbeiten“.
Von Isabelle De Bortoli