Videocalls, Homeoffice, verkürzte Arbeitszeiten: Für mehr Flexibilität und eine bessere Work-Life-Balance machen Unternehmen ihren Beschäftigten inzwischen viele Angebote. Gibt’s die auch schon für Auszubildende?

Die Arbeitswelt verändert sich immer wieder und passt sich an. Doch das Tempo ist deutlich schneller geworden. Und so tauchen fast jedes Jahr neue Möglichkeiten und Ideen auf, um Fachkräfte zu gewinnen oder an den Betrieb zu binden. Was können Auszubildende davon erwarten? Wir greifen drei maßgebliche Trends auf.

1. Bewerbungsgespräch online

Wer bei den Personalexperten bei der Deutschen Post nachfragt, bekommt eine klare Antwort: „Wir bieten sowohl persönliche Bewerbungsgespräche als auch Gespräche per Videocall an.“ Das hänge ganz vom Standort des Bewerbers ab. Wer lange und aufwändig anreisen müsste, könne sich via Computerbildschirm vorstellen. Aber: „Der persönliche Eindruck ist uns nach wie vor wichtig, weil insbesondere Soft Skills wie Teamfähigkeit und Offenheit in unserem Unternehmen einen hohen Stellenwert haben“, so ein Personaler des Unternehmens. Andere Betriebe erteilen dem Videochat fürs Bewerbungsgespräch aber auch eine klare Absage – das gilt vor allem für kleine Unternehmen und all jene, die auf den persönlichen ersten Eindruck nicht verzichten wollen. Eine Nachfrage im Finanzsektor im Bergischen Land etwa ergab eine klare Antwort: „Wir wollen die jungen Leute persönlich kennenlernen.“

Fazit: Es ist von der Branche, der Größe und der Philosophie des Unternehmens abhängig, ob Videocalls für Bewerbungsgespräche möglich sind.

2. Arbeiten im Homeoffice

Bei der Deutschen Post lautet die Antwort auch für Azubis: „Ja.“ Je nach Berufsprofil und Tätigkeit bietet sie auch Auszubildenden im Büro die Möglichkeit des „Flex-Office“ an – mit Tagen vor Ort und Tagen am eigenen Schreibtisch. Die Personaler dort wissen aber auch: „Für viele unserer Auszubildenden ist der persönliche Austausch im Büro mit Kolleginnen und Kollegen wichtig.“ Klar ist auch: Längst nicht jede Branche und jeder Beruf eigenen sich für Homeoffice. Wer vor Ort – in der Werkstatt, der Produktion oder in der sozialen Einrichtung – gebraucht wird, kann natürlich nicht von zu Hause arbeiten. Arbeitgeber, die für ihre Mitarbeiter am Schreibtisch aber Homeoffice-Modelle anbieten, ermöglichen diese inzwischen in den allermeisten Fällen auch Auszubildenden.

Fazit: Wer die meiste Zeit eine Tätigkeit am Schreibtisch ausübt, bekommt immer öfter auch als Azubi die Chance, tageweise zu Hause zu arbeiten.

3. Vier-Tage-Woche

Das Arbeitszeitmodell ist viel im Gespräch, aber noch längst kein Trend. Und selten stecken dahinter dann auch weniger Stunden die Woche. Ein Blick in den Branchenatlas zeigt: Nur vereinzelt haben Unternehmen heute schon auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt – in 80 bis 90 Prozent der Zeit soll aber 100 Prozent der „alten“ Arbeit geschafft werden. In Deutschland testen seit Februar rund 50 Unternehmen in einem Modellprojekt die Vier-Tage-Woche. Im Alltag ist sie bei den allermeisten Arbeitgebern noch nicht angekommen. Auch Azubis sollten also damit rechnen, nach wie vor fünf Tage in der Woche zu arbeiten.

Die Post erklärt beispielsweise: „Wir haben im Konzert klare Rahmenbedingungen.“ Das heißt: Im tariflichen Bereich arbeiten die Vollzeitbeschäftigten 38,5 Stunden, im außertariflichen Bereich 40 Stunden. „In unserem Konzern bieten sich aber zahlreiche Möglichkeiten, in Teilzeit zu arbeiten“, so ein Personaler, und das gilt auch für unsere Auszubildenden. Die Berufsschule finde dann zu den üblichen Zeiten statt, je nach Absprache vor Ort könne die Zeit im Betrieb reduziert werden. Aber Achtung: Weniger Stunden bedeuten dann natürlich auch weniger Lohn im Monat. Und eine Ausbildung in Teilzeit verlängert automatisch die Gesamtdauer der Ausbildung, damit eine gleichwertige Ausbildung zu Vollzeit-Azubis gewährleistet bleibt.

Fazit: Die Vier-Tage-Woche ist noch nicht im Alltag angekommen – auch nicht für Azubis.

Von Theresa Demski