Du wurdest zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen – der Traumjob ist zum Greifen nahe. Jetzt heißt es erst mal Ruhe bewahren und sich gründlich auf das Treffen vorbereiten. Azubi NRW gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
„Ihre Unterlagen haben unser Interesse geweckt. Wir möchten Sie gerne kennenlernen.“ Diese Sätze sind Fluch und Segen zugleich: Einerseits freut man sich natürlich, wenn die Bewerbung so gut angekommen ist. Anderseits: ein Vorstellungsgespräch? Viele Bewerber wissen nicht, was sie erwartet und bekommen schon beim Gedanken an den Termin schwitzige Hände. Dabei laufen Vorstellungsgespräche in der Regel nach einem ähnlichen Schema ab. Einerseits sollst du dich und dein Können gut verkaufen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Andererseits geht es darum, deinem künftigen Arbeitgeber möglichst viele Informationen über den Ausbildungsplatz zu entlocken. Damit bei deiner Vorstellung nichts schief gehen kann, hat Azubi NRW einige Tipps und Informationen für dich zusammengestellt, wie du bei deinem Bewerbungsgespräch dein Lampenfieber gut überspielen kannst und souverän rüberkommst.
Wie sollte ich mich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten?
Kein Stress! Plane bei der Anreise lieber genügend Zeitpuffer mit ein. Es gibt nichts Schlimmeres, als abgehetzt zu einem wichtigen Termin zu erscheinen. Schweres Gepäck oder Rucksäcke sollten ebenfalls besser zu Hause bleiben. Sie sehen nicht nur unschön aus, sondern schränken auch deine Körperhaltung ein.
Was sollte ich zum Vorstellungsgespräch anziehen?
Kleider machen Leute! Doch am besten ziehst du dich so an, wie du dich wohlfühlst. Denn das strahlst du auch aus. Natürlich muss die Kleidung zur Stelle passen: Wer sich um eine Ausbildung in einer Bank bewirbt, sollte nicht in zerrissenen Hosen und mit Schlabberpulli aufkreuzen. Andererseits sollte ein angehender Maler nicht unbedingt im Anzug erscheinen. Im Zweifel kannst du dich an den Personalfotos auf der Unternehmens-Homepage orientieren. Am besten stellst du deine Kleidung schon einen Tag vor dem Vorstellungstermin zusammen. Sie sollte gebügelt sein und die Schuhe geputzt. Außerdem sollte die Kleidung passen: Schlecht sind zum Beispiel Hemdsärmel, die während des Gesprächs immer wieder aus dem Sakkoärmeln gezupft werden oder Blusen, die in Form gezogen werden müssen, damit sie nicht über der Brust spannen. Achte außerdem auf eine ordentliche Frisur und gepflegte Fingernägel. Insgesamt gilt, zum Beispiel bei Parfüm, Make-up, Schmuck und Ausschnitt: Weniger ist mehr!
Was verrät meine Körpersprache über mich?
Unternehmen und Personaler achten sehr genau auf deine Körpersprache. Denn entscheidend ist nicht nur, was du sagst, sondern wie du es sagst. Was machen deine Augen, Hände, Beine? Gedanken und Körpersprache sollten im Einklang miteinander stehen. Vermeide Macho-Posen, eng vor der Brust verschränkte Arme und ein Zusammensacken im Stuhl. Experten raten dazu, aufrecht Platz zu nehmen, den Rücken gerade zu machen, Schultern nach hinten unten fallen zu lassen und den Bauch anzuspannen. Der Händedruck sollte nicht zu fest sein, aber sich auch nicht anfühlen wie ein „toter Fisch“. Am besten schaust du deinem Gegenüber in die Augen und lächelst. Sei lieber etwas zurückhaltender als zu forsch. Sprich langsam und deutlich. Das wirkt kompetenter, als wenn jemand sehr schnell spricht. Wie du dich in dem Gespräch präsentierst, kannst du auch mit deinen Freunden oder deiner Familie trainieren. Notfalls hört dir dein Haustier zu. Es gibt leider nur kein Feedback.
Wie bereite ich mich auf meinen künftigen Arbeitgeber vor?
Eine gute Vorbereitung auf das Unternehmen, bei dem du dich beworben hast, ist schon mal die halbe Miete. In welcher Branche ist der Arbeitgeber tätig. Welche Produkte gibt es? Wer sind mögliche Mitbewerber? Wie viele Mitarbeiter gibt es? Was ist die Firmenphilosophie? Wenn du diese Informationen beiläufig ins Gespräch mit einbringen kannst, beweist du den Personalern, dass du dich intensiv mit dem Unternehmen als potenziellem Arbeitgeber auseinandergesetzt hast. Wer nicht plausibel darlegen kann, warum er in der jeweiligen Branche, geschweige denn in dem ausgesuchten Unternehmen arbeiten möchte, hat von vorneherein schlechte Karten. Wichtig ist, dass du dir Gedanken machst: Wo will ich hin? Was passt zu mir? Was ist mir wichtig?
Wie wirke ich sympathisch im Vorstellungsgespräch?
Ob wir jemanden sympathisch finden, entscheidet sich oft in den ersten Sekunden. Manchmal reicht ein Wort, eine falsche Bemerkung, eine Eigenschaft von dir, die deinem Gegenüber übel aufstößt, und das Gespräch ist gelaufen. Vorstellen, Hände schütteln, von der Anreise erzählen, übers Wetter reden, sich gegenseitig beobachten und einschätzen – mit Smalltalk lässt sich das Eis brechen, noch bevor das eigentliche Bewerbungsgespräch begonnen hat. Wie du auf andere Personen wirkst, fragst du am besten die Menschen, die dich sehr gut kennen. Bist du offen, freundlich, selbstbewusst? Prima. Das wird auch dem Personaler gefallen.
Was sind die wichtigsten Fragen und Antworten im Vorstellungsgespräch?
Jedes Vorstellungsgespräch ist anders, und trotzdem gibt es bestimmte Fragen und Themen, die immer wiederkehren und sich trainieren lassen. Für den Personaler ist neben deinem schulischen oder beruflichen Werdegang zum Beispiel deine Persönlichkeit interessant. Wie arbeitest du? Wie gehst du mit Kollegen und Vorgesetzen um? Womit beschäftigst du dich in deiner Freizeit? Die Fragen nach Stärken und Schwächen gehören zu den Klassikern beim Bewerbungsgespräch. Keine Angst: Es geht nicht etwa darum, eine möglichst geniale Antwort auf alle Fragen zu haben, sondern darum, in dem Gespräch glaubwürdig und überzeugend rüberzukommen. Die Personaler fragen nach Schwächen, um zu sehen, ob du ehrlich und selbstkritisch bist. Am besten, du antwortest mit einem Beispiel, das nicht unbedingt etwas mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun hat. Vielleicht ist deine Schwäche für den Job sogar positiv zu bewerten. Angenommen, du bewirbst dich auf einen Ausbildungsplatz in der Kreativbranche, dann ist es sicherlich nicht schlimm, wenn dein Schreibtisch ab und zu mal etwas unordentlich ist. Will man dich besonders auf die Probe stellen, dann können auch Fragen gestellt werden, die dich unter Druck setzen. Auch dabei gilt, gelassen zu bleiben und nicht die Konzentration zu verlieren.
Die Chance, selbst eine Frage zu stellen, solltest du dir ebenfalls nicht entgehen lassen. Nur so kannst du mehr über das Unternehmen beziehungsweise über deinen künftigen Arbeitsplatz, deinen Chef, deine Kollegen und die Anforderungen im Job erfahren. Gleichzeitig ist es ein Nachweis dafür, wie groß dein Interesse an der Stelle ist und wie gut du dich auf das Gespräch vorbereitet hast. Keine Fragen zu stellen, zeugt von Desinteresse und wirkt unvorbereitet. Wenn du dir Notizen machst, verhinderst du, dass du wichtige Punkte vergisst. Außerdem zeugt es von ehrlichem Interesse und einer strukturierten Arbeitsweise. Am besten benutzt du einen Schreibblock und einen guten Stift. Trotz Digitalisierung wirkt es komisch, wenn du dir an Tablet oder Handy Notizen machst.
Was sollte ich beim Bewerbungsgespräch besser vermeiden?
Bei der einen oder anderen schlechten Note drücken viele Personaler ein Auge zu. Bei schlechten Manieren nicht. Kaugummikauend zum Vorstellungsgespräch zu erscheinen, ist keine gute Idee. Genauso wenig wie die Hände in die Hosentaschen zu stecken. Gute Umgangsformen kommen nie aus der Mode. Höflichkeit, Pünktlichkeit, andere ausreden lassen und zuhören können – diese Tugenden genießen auch heute noch einen hohen Stellenwert.
Eine Bewerbung ist eine Werbeveranstaltung in eigener Sache. Du sollst über deine Fähigkeiten sprechen, die dich für die Stelle qualifizieren. Aber du solltest es nicht übertreiben. Wer zu dick aufträgt, ist oft unten durch. Gerade Berufsanfänger sollten auf dem Teppich bleiben und ihren Lebenslauf nicht zu sehr aufplustern. Aussagen wie „meine Erfolge sprechen für sich“ oder „einen besseren als mich finden Sie nie“ sind nicht realistisch und haben in einem Gespräch nichts zu suchen. Auch wer sich zu sehr aufdrängt, zieht am Ende oft den Kürzeren. Am Ende sollen beide Seiten das Gefühl haben, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Du hast den Job noch gar nicht sicher und fragst schon nach Urlaub? Das wirkt alles andere als motiviert. Selbst wenn du schon den nächsten Urlaub gebucht und bezahlt hast, ist das Vorstellungsgespräch die falsche Gelegenheit, um darüber zu sprechen. Warte lieber, bist du die Stelle in der Tasche und den Vertrag unterschrieben hast. Dann kannst du immer noch mit deinem Chef darüber sprechen.
Wie sollte ich mich nach dem Vorstellungsgespräch verabschieden?
Das Vorstellungsgespräch neigt sich dem Ende zu. Jetzt bloß nichts Unüberlegtes tun. Am besten, du behältst deine Souveränität bis zur letzten Sekunde bei. Du könntest dich zum Beispiel nach dem weiteren Verlauf des Bewerbungsprozesses erkundigen und wann du mit einer Rückmeldung rechnen kannst. Bedank dich abschließend ruhig noch einmal für das Gespräch und bekräftige deinen Wunsch, für das Unternehmen tätig zu werden.
Was sind verbotene Fragen in einem Bewerbungsgespräch?
Es gibt Fragen, die in einem Bewerbungsgespräch nichts zu suchen haben und trotzdem gestellt werden. Auf diese Fragen musst du als Kandidat nicht die Wahrheit sagen.
Sind Sie häufig krank?
Diese Frage kannst du ruhig verneinen. Wenn du allerdings unter einer ansteckenden Krankheit leidest und dadurch deine Kollegen oder Kunden gefährden solltest, oder wenn fraglich ist, ob du aufgrund der Erkrankung deinen künftigen Job überhaupt ausüben kannst, musst du deinen Arbeitgeber darüber in Kenntnis setzen.
Möchten Sie bald Kinder haben?
Dies hat deinen Arbeitgeber erst einmal nicht zu interessieren. Erst wenn du in einem festen Arbeitsverhältnis stehst, solltest du deinen Arbeitgeber über Kinderwünsche oder eine Schwangerschaft aufklären.
Sind Sie schwanger?
Solltest du schwanger sein, und es lässt sich nicht mehr verbergen, solltest du im Bewerbungsgespräch besprechen, welche Möglichkeiten es gibt. Sonst gilt: Das geht deinen Arbeitgeber zunächst nichts an.
Sind Sie Mitglied einer politischen Partei?
Deine politische Ausrichtung hat deinen Arbeitgeber ebenfalls nicht zu interessieren. Die Mitgliedschaft in einer Partei oder Gewerkschaft ist Privatsache.
Sind Sie gläubig?
Grundsätzlich darf der Arbeitgeber nicht nach der Konfession fragen. Eine Ausnahme ergibt sich jedoch bei konfessionellen Arbeitgebern. Eine kirchliche Institution hat ein durchaus berechtigtes Interesse daran, dass sich die Konfession des zukünftigen Arbeitnehmers mit der eigenen deckt.