Wenn es richtig gut läuft, kann ein Praktikum der allererste Schritt auf der Karriereleiter sein. Doch wie wird die Zeit zum Erfolg? Ulla Backes von der Industrie- und Handelskammer in Düsseldorf beantwortet uns die wichtigsten Fragen.

Wieviel Eigeninitiative ist in einem Praktikum gefragt? Lieber erstmal zuschauen, statt mitreden?

Praktikanten kopieren, heften zusammen und verschicken Briefe? Das kommt vor, ist aber die Ausnahme. In der Regel schauen Praktikanten zunächst einmal einem festen Ansprechpartner über die Schulter und bekommen so einen ersten Einblick in den Berufsalltag. Diese betrieblichen Ansprechpartner merken an Fragen und Reaktionen des Praktikanten schnell, wie gut die Vorgänge verstanden werden, und übertragen ihm bald kleinere und größere Aufgaben. Weil Praktikanten anfangs weder die Abläufe noch die Kollegen kennen, heißt es zunächst: schauen und lernen. Aber nach den ersten ein, zwei Tagen ist auch Eigeninitiative gefragt. Wer sich nützlich macht und die übertragenen Aufgaben zügig und korrekt erledigt, wird ernst genommen.

Es hilft auch, pünktlich, höflich und freundlich zu sein. Gerade über einen freundlichen Umgang und ein Lächeln freuen sich Teamkollegen und Ausbilder.

Sollte ich im Praktikumsbetrieb so viele Fragen stellen wie möglich?

Zu Beginn des Praktikums fühlen sich Praktikanten unsicher. Das gehört dazu. Im Laufe der Zeit wird man sicherer und arbeitet sich ein. Zunächst einmal sollte man im Praktikum Aufgaben annehmen und versuchen, selbstständig zu arbeiten. Wenn dann viele Fragen auftauchen und es nicht weitergeht, sollten Praktikanten gezielt fragen. So merkt das Gegenüber, dass sich der Praktikant mit dem Thema beschäftigt hat. Und die Praktikantin oder der Praktikant kommt dem Ziel, Berufserfahrung zu gewinnen, Stück für Stück näher.

Weniger beliebt machen sich die Praktikanten, die so viel fragen, dass dem betrieblichen Mentor kaum Zeit für eigene Tätigkeiten bleibt. Hier hilft Rücksicht und Fingerspitzengefühl für die Arbeitsbelastung des Mentors, will man nicht das Risiko eingehen, mit einer einfachen, aber zeitaufwändigen Aufgabe betraut zu werden.

Wieviel Handyzeit ist im Praktikum erlaubt?

Zu der Nutzung von Handys gibt es in den Unternehmen unterschiedliche Regelungen, manchmal unterscheiden sich die Regeln abhängig vom Arbeitsplatz in einem Unternehmen. Das leuchtet bei Gießereien, am Flughafen oder im Verkauf leicht ein. In den seltensten Fällen wird die Handynutzung vollständig untersagt. Grundsätzlich sollte das Handy die Arbeit nicht stören. Ein gelegentlicher Blick aufs Display ist in der Regel unkritisch. Lebhafte Chats mit Freunden während der Praktikumszeit sind dagegen nicht angesagt. Natürlich werden Praktikanten mit größerer Nachsicht behandelt, aber insgesamt erwartet der Praktikumsbetrieb, dass die betrieblichen Regeln und Gepflogenheiten beachtet werden. Das gilt natürlich auch für die Handynutzung. Wer unsicher ist, welche Regeln gelten, sollte dies zum Start des Praktikums erfragen.

Darf ich im Praktikum auch sagen, was mir nicht liegt?

Es ist ratsam, vor dem Start des Praktikums ein Gespräch zu führen, in dem beide Seiten – Praktikant und Arbeitgeber – Erwartungen formulieren und das Unternehmen skizzieren kann, wie der berufliche Alltag aussieht und welche Aufgaben im Rahmen des Praktikums möglich sind. Häufig sucht der betriebliche Ansprechpartner nach einigen Tagen, wenn sich der Praktikant gut eingefunden hat, das Gespräch.

Neben der Frage, ob sich der Praktikant wohlfühlt, werden die Erwartungen abgeglichen und der Fahrplan für die nächste Zeit festgelegt. Dazu gehört auch, dass ein Praktikant aufgrund des schon gewonnenen Einblicks Wünsche äußert. Welche Tätigkeiten oder Arbeitsbereiche interessieren ihn besonders und was möchte er oder sie vertieft kennenlernen? Bei einer offenen Beantwortung dieser Frage lassen sich Arbeitsfelder oder Aufgaben leicht ausschließen, die dem Praktikanten schon in den ersten Tagen nicht gefielen. Allerdings sollte man auch offen sein für die Vorschläge der Ausbilder. Diese kennen sich gut aus und können einschätzen, welche Erfahrungen Praktikanten weiterhelfen, ihren Blick erweitern und das Verständnis fördern.

Theresa Demski